Viriditas

03 Hildegard Der Lebenskreis Foto Abtei st hildegard_WEBDer Begriff „Viriditas“ ist häufig in den Schriften der Hl. Hildegard von Bingen* zu finden. Es handelt sich um ein Kunstwort, das sehr wahrscheinlich von Hildegard selbst entwickelt wurde. Als Abwandlung des Adjektivs viridis – was so viel wie die Farbe der Pflanzen, des Meeres, der Nymphen, der jungen und zarten Früchte, der Gemüsearten, der Atmosphäre und im übertragenen Sinn Jugend, Kraft, Gesundheit und Robustheit bedeutet –weist der Begriff also auf die Farbe Grün in Verbindung mit der Lebenskraft hin. Deshalb wird „Viriditas“ auch häufig mit „Grünkraft“, „Lebensgrüne“ oder „lebendiges Grün“ übersetzt.

Die Grünkraft ist in Hildegards Augen eine geheimnisvolle göttliche Kraft, die lebensnotwendig ist und unter anderem die Grundlage jeder Heilung ist. In der Viriditas kommt aber auch die Einheit von Körper und Seele zum Ausdruck, denn Hildegard schreibt: „Die Seele ist die grünende Kraft des Leibes; die Seele wirkt mittels des Leibes und der Leib mittels der Seele; das ist der ganze Bestand des Menschen“.

03 Hildegard wikimediaViriditas ist die Voraussetzung allen Lebens,
sie bringt das Leben zur Entfaltung.

Diese Bedeutung des Begriffs Viriditas hat mich persönlich begeistert und habe ihn deshalb als Leitgedanken für meine Tätigkeit mit den Heilpflanzen gewählt.

 

* Die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179) gilt als eine der ungewöhnlichsten Frauen des Mittelalters. Sie wurde schon zu Lebzeiten im Volk als Heilige verehrt. Als Seherin schaute sie in ihren Visionen das „Lebendige Licht“, das als Inspiration für ihre zahlreichen Schriften diente. Sie verfasste Natur- und heilkundliche Bücher, theologische Schriften und komponierte Lieder.